Weiterentwicklung der Industrie

Das Bessere ist des Guten Feind

Von Karl-Heinz Möller · 2016

Es gibt Begriffe, die sich durch häufigen Gebrauch abnutzen. Es sei denn, sie werden mit Leben gefüllt. Gut, dass bei Industrie 4.0 die Ebene der Ventilierung verlassen wurde. Die Fabrik der Zukunft arbeitet. Zwar immer noch mit virtuellen Bausteinen, jedoch mitten in der realen Industrielandschaft stehend. Die Formulierung ‚virtuell‘ ist fein gewählt. Das Wort stammt aus dem Lateinischen Sprachgebrauch: ‚virtus‘ bedeutet Tugend, Tapferkeit, Tüchtigkeit.

Industrie 4.0 steckt in der Phase der Umsetzung. Und nicht nur die ewig Fortschrittsgläubigen sind von den positiven Erfahrungen angetan. Wirtschaft und Technik legen die digitale Reifeprüfung ab für den Eintritt in das nächste Industrie-Zeitalter. Konzerne haben bereits ihre Fabriken in Form gebracht, nun rüsten die Mittelständler um. Das Bessere ist des Guten Feind: Industrie 4.0! Wobei es in diesem Kontext nicht um die Migration eines kleinen Softwarebausteins geht, sondern um das große Ganze. Die Fertigung wird neu gedacht. Vieles wird auf den Kopf gestellt. Die in der Fabrik arbeitenden Menschen erhalten eine neue Funktion. Sie sind wieder als denkende Individuen mit ihrer gesamten Software gefragt.

Ganz oder gar nicht: Gesamtkonzepte sind gefragt

In den wenigsten Fällen dürfte das kein wirkliches Hindernis sein. Denn ausreichend Verstand (Intelligenz) ist in der Regel vorhanden. Vielleicht bedarf es nur einer Frischzellenkur. Ähnlich liegen die Verhältnisse in den Werkshallen. Für Industrie 4.0 muss nicht der gesamte Maschinenpark ausgetauscht werden. Die meisten Betriebe hierzulande arbeiten bereits auf einem hohen technischen Niveau. ERP (Enterprise Resource Planning) ist kein Fremdwort und vielfältige Automatisierungspotenziale werden genutzt, sei es direkt für Produktion, Logistik oder für Planung, Vertrieb und das Managementsystem.

Big Data ist kein Problem, sondern die Lösung

Mit diesen Schlüsseldisziplinen im Gepäck sind praxiserfahrene Berater unterwegs. Sie ermitteln erfolgskritische Faktoren für die neue Fabrik. Schließlich sollen die Unternehmen in die Lage versetzt werden, die Elemente, die Industrie 4.0 ausmachen, schnell und effizient in die Praxis einfließen zu lassen. Big Data ist kein Problem, sondern Teil der Lösung. Wichtig ist das ganzheitliche Konzept, um alle Optimierungspotenziale zu aktivieren. Taktgeber ist der Mensch, ob Consultant, CEO, Operator, Ingenieur oder Facharbeiter. Sie sind die Profiteure einer intelligent eingesetzten Business Software. Im Zusammenspiel müssen sie die komplexen Herausforderungen der Digitalisierung meistern. Implementierung und virtuose Beherrschung von ERP-Lösungen in Eintracht mit BI (Business Intelligence), MES (Manufacturing Execution Systems) und ECM (Enterprise Content Management) schaffen das agile Unternehmen der Zukunft.

Denkende Individuen sind die beste Hard- und Software.

An Schnittstellen ist höchste Software- und Hardware-Kunst vonnöten

Wenn sowohl in vertikaler (Fertigungstiefe) als auch in horizontaler Richtung (Fertigungsbreite, Varianten) mehrere hundert, vielleicht auch tausend Programme im Einsatz sind, wird klar, dass die Umstellung auf die autonom produzierende Fabrik nicht mit dem Umlegen eines Schalters funktioniert. Als großes Thema steht dann die Synchronisation der Systeme an den Schnittstellen auf der To-do-List. Die Problematik der Schnittstellen verfolgt die Industrie, seitdem es industrielle Fertigung gibt. Nicht nur Softwareprogramme treffen aufeinander, sondern auch Hardware muss zusammen passen. Selbst bei den kleinsten Bausteinen wie Halbleiter und Kondensatoren ist Kompatibilität nicht gegeben. Die geringe Kontaktfreudigkeit reicht bis in die Managementmodule der Geschäftsleitung einschließlich Rechnungswesen, Controlling und Planung. Nicht nur ein Teil, sondern wie ein Schirm über alles gespannt, ist dabei die Gewährleistung von Datensicherheit und Schutz vor Industriespionage jederzeit aktuell. Entwicklung neuer Geschäftsmodelle ist eine tragende Säule Die fortschreitende Digitalisierung im Kontext Industrie 4.0 verändert nicht nur Geschäftsprozesse, sondern auch die gesamte Arbeitswelt. Mitarbeiter finden ihren Platz in flexiblen Arbeitsmodellen: mobil, stationär, in der Montagehalle, im Büro, vor dem Monitor. Die Planstelle ist in der Regel nicht mehr physisch in den Produktionsprozess integriert. Alle Unternehmensbereiche sind involviert. Herkömmlich arbeitende Personalabteilungen sind damit überfordert. Für neue Arbeitsfelder sind weitere Soft- und Hardware-Lösungen notwendig, Stichwort ganzheitliche Programmarchitektur. Alle Prozesse werden abgebildet. Unternehmen sind damit auch auf dem Weg in Richtung Arbeit 4.0. Eine tragende ökonomische Säule von Industrie 4.0 stellt die Entstehung völlig neuer Geschäftsmodelle dar. In diesem Umfeld liegt vielleicht die größte Chance mittelständischer Unternehmen. Produktvarianten und innovative Dienstleistungen sind in der Zukunftsfabrik schneller als bisher umsetzbar. Sie warten nur darauf, genutzt zu werden. Alle Wirtschaftsbereiche sind als Zielgruppe denkbar. Neben Herstellern können beispielsweise Händler, Banken, Telefonanbieter oder Verlagshäuser profitieren. In einer digitalisierten Welt kommuniziert jeder mit jedem. Das Netz verbindet. Der Kunde im Sinne von Verbraucher und Konsument sollte dabei nicht vergessen werden. Im Gegenteil: Für ihn werden am Ende die meisten Produkte hergestellt.

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