Wissenschaft

Lehre im Zeichen der Digitalisierung

Von Hanna Wagner · 2015

 Ein Roboter hebt seinen Arm

Bei der Umsetzung der vierten industriellen Revolution spielen auch Lehre und Forschung eine zentrale Rolle – werden hier doch die Grundsteine für die Berufe der Zukunft gelegt. Essentiell für die Ausbildung zum Industrie-4.0-Experten ist die Interdisziplinarität der Studiengänge.

Während ein digitales Umdenken vor allem in Forschungsinstituten schon stattgefunden hat, scheint es Hochschulen schwer zu fallen, ihre Lehrpläne den neuen Anforderungen anzupassen. Dabei steckt in der Lehre das größte Potenzial, geeignete Fachkräfte für die vierte industrielle Revolution auszubilden. Einige Universitäten leisten in diesem Bereich bereits Pionierarbeit und setzen auf eine ganzheitliche Verschmelzung der Fachdisziplinen Maschinenbau, Elektrotechnik und Informatik.

Industrie 4.0 an deutschen Hochschulen

Interdisziplinarität ist der Schlüssel zur Lehre 4.0, schafft sie doch eine Schnittstelle zwischen Ingenieurwesen und Informatik, die essentiell ist für das zukünftige Berufsbild des Ingenieurs. Außerdem werden neue Studienschwerpunkte wie künstliche Intelligenz, Embedded Systems und objektorientierte Programmierung in die Curricula integriert. Studierende können weiterhin mit einem klassischen Grundlagenstudium, beispielsweise Informatik oder Maschinenbau einsteigen, welches sie später um einen Schwerpunkt erweitern oder gleich eines der neuen Studienfächer wählen. Einige Universitäten wie die Hochschule Hamm-Lippstadt oder die Universität Pforzheim haben bereits einzelne Fakultäten oder ihr gesamtes Vorlesungsverzeichnis den wandelnden Industriebedürfnissen angepasst. Für Hanno Weber, Prorektor und Professor für Maschinenbau an der Fakultät für Technik der Hochschule Pforzheim, gewinnen drei Aspekte der Lehre im digitalen Zeitalter an Bedeutung: „Erstens werden Produkte fachlich vielschichtiger, da sie nicht mehr rein mechanisch oder elektronisch funktionieren, sondern beispielsweise hochgradig software-gesteuert sind. Zweitens nimmt das wirtschaftliche Risiko neuer Produkte zu. Und drittens werden Entwicklungen gesellschaftlich folgelastiger. Hier gilt es, Verantwortung zu übernehmen.“

Ausbildung der Ingenieure der Zukunft

Im Rahmen des Industrie-4.0-Curriculums der sap University Alliances (ua) Community werden Studenten auf die Arbeit in der Produktionswelt von Morgen vorbereitet. Auch eine deutsche Hochschule nimmt an dem Pilotprojekt teil, das sich vor wenigen Wochen auf der Cebit präsentiert hat: An der Frankfurt University of Applied Sciences lernen Bachelorstudenten praxisnah, welche Möglichkeiten es gibt, die Zukunftsfabriken mitzugestalten. Erste Impulse sind also gesetzt. Eine ganzheitliche Umgestaltung wird aber noch ein paar Jahre dauern, was vor allem an den fehlenden finanziellen Mitteln liege, die für die Einrichtung bereichsübergreifender Studiengänge nötig wären. Auch Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft, sieht noch Handlungsbedarf in der Umsetzung einer digitalen Lehre. „Wir müssen unsere Hochschulen darauf ausrichten, dass die Digitalisierung in alle Studiengänge kommt“, fordert er. Das beginne bereits in der Schule. „Da brauchen wir noch einmal ein kräftiges Umdenken. Es sind zwar viele Ansätze da, aber da gilt es weiter zu entwickeln“, so Brossardt.

Lernen und Lehren im digitalen Zeitalter

Dabei schreitet die Digitalisierung von Lehre und Lernen stetig voran; Internetbibliotheken, Vorlesungen, die am Laptop von zu Hause aus verfolgt werden können, oder Computersimulationen gehören zum Lernalltag an Universitäten und Schulen. Die junge Generation ist mit dem Internet aufgewachsen. Gerade den „Digital Natives“, wie sie genannt werden, sollte es demnach leicht fallen, sich in die modernen Produktionsprozesse reinzudenken. Förderung und Ausbildung dieser Fähigkeiten sollten an den Hochschulen fortgesetzt werden, damit die Studenten von heute die digitale Welt von morgen aufbauen können. Die vielfältigen Berufsmöglichkeiten erlauben ein Aufbrechen standardisierter Studienformen und zudem eine enge Zusammenarbeit von Lehre, Forschung und Wirtschaft. Unternehmen werden deshalb in Zukunft vermehrt zu Bildungspartnern von Universitäten und Fachhochschulen. Eine schnelle Anpassung der Lehre an die neuen technologischen Fortschritte ist unumgänglich, möchte Deutschland seine Position als wichtiger Standort moderner Produktionstechnik zu behalten.

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