Semantische Netzwerke

DSGVO zwingt zum Aufräumen des IT-Erbes

Von Christian Raum · 2018

Ein Hausmeister steht neben einem Rechnerarbeitspaltz. Thema: semantische Netzwerke

Viele Experten behaupten, dass Daten das wertvollste Gut im 21. Jahrhundert sein werden. Aber tatsächlich haben Unternehmen schon seit Jahrzehnten Daten produziert, analysiert und daraus Mehrwert erwirtschaftet. Was sich tatsächlich ändert, sind Kultur, Geschäftsmodelle und Gesetze. Und aktuelle rechtliche Vorgaben zwingen die Unternehmen nun erstmals dazu, ihre Datensilos zu öffnen, zu analysieren und zu strukturieren.

Aufräumen ist das Gebot der Stunde: Digitalisierung, Automatisierung und die damit verbundene Unternehmenskultur erfordern das Nachdenken über die Ahnen der Unternehmens-IT. Die Schreckensworte für alle IT-Abteilungen mit ihrem unübersehbaren Schatz an Computern, Speichersystemen und Anwendungen heißen „Datenschutz“ und „Data Governance“ – und dabei steht die DSGVO mit dem geforderten Schutz personenbezogener Daten im Zentrum.

Es scheint so, als würden nach vielen Jahrzehnten die IT-Abteilungen nun endlich dazu gezwungen, über ihre alten Anwendungen nachzudenken. Lange galt das Anlegen von sogenannten „Data Lakes“ – also Seen und Ozeanen aus allen möglichen Daten – in einem Storage- und Analysesystem als die beste Technologie, um Daten aus vielen Jahrzehnten zusammenzuführen, zu analysieren. 

Die an die Data Lakes angebundenen Analysesysteme kombiniert mit den Methoden der Data Governance sollten die Daten managen, ihren Wert ermitteln oder sie löschen. Doch mit der schieren Masse der Daten scheinen inzwischen auch die Datenseen
überzulaufen.

Semantische Netzwerke: Digitalisierung läuft seit Jahrzehnten 

Deshalb gibt es inzwischen Diskussionen, eine andere Technologie zu nutzen, um in den IT-Kellern aufzuräumen – Ontologie und semantische Datenverarbeitung könnten nach Meinung von Experten ein Katalysator sein, der dabei helfen kann, den notwendigen Transformationsprozess bereitzustellen. Die Kunst könnte es sein, ein Framework aus Big Data, IoT und semantischem Web zusammenzustellen, um damit Plattformen aufzubauen, die die „Data Governance“-Anforderungen der neuen Ära abbilden.

Das scheint dringend nötig: Aus jeder Phase der Unternehmensgeschichte und aus jeder Technologiegeneration sind Computer im Einsatz. Bei Versicherungen oder Krankenkassen verarbeiten sie seit Jahrzehnten die Kundendaten. Viele Bankkunden haben ihr Konto zu ihrer Konfirmation eröffnet, ebenso lange ist das Computersystem bereits im Einsatz, das dieses Konto managt. Und viele veraltete IT-Systeme steuern Produktionsanlagen, die seit Jahrzehnten identische Teile produzieren. 

Betagte Anlagen sind wie Gelddruckmaschinen

Allen diesen Systemen ist eine Sache gemeinsam – sie sind seit Ewigkeiten abgeschrieben. Jeder Service, jede Komponente, jedes Teil, jedes Ding, das mit ihrer Unterstützung hergestellt und ausgeliefert wird, kann bares Geld bedeuten. Niemand möchte hier auch nur eine Schraube nachziehen – aus Furcht eine überaus profitable – aber eben auch hoch fragile Konstruktion aus dem Gleichgewicht zu werfen.

Mit Blick auf den neuen rechtlichen Rahmen fordern die Rechtsabteilungen und auch die verantwortlichen Prozessmanager jetzt den Zugriff auf diese Systeme – denn auch die hier gespeicherten Daten fallen unter die DSGVO. Und drehten sich bislang Diskussionen und Lösungswege vor allem um die Datenmassen, denken viele Experten um. Sie nennen nicht mehr die vermeintliche Flut der Daten als die eigentliche Compliance-Herausforderung. 

Vielmehr sei das Problem, die unübersehbare Masse an Anwendungen, Speichersystemen und Computern. Keine Frage, Computer sind überall. Sie stehen in Kellern und Rechenzentren und Abteilungen. Sie ticken in der Zentrale genauso wie in den Niederlassungen, in den Produktionsstandorten, in den Logistikzentren, in den Büroetagen und in den Home Offices der Mitarbeiter. 

DSGVO ist Auslöser für Kulturwandel

Insider sprechen von tausenden, vielleicht zehntausenden Anwendungen, die auf womöglich ebenso vielen Computern, Serversystemen und Rechenzentren arbeiten. Viele dieser Applikationen sind schon seit Jahrzehnten in Betrieb. Sie haben ihre eigenen Datenformate, sie nutzen ihre eigene Logik und viele verlangen nach ihrer eigenen, speziellen Hardware. Und seit Mitte des vorigen Jahrhunderts als die ersten digitalen Prozesse im Unternehmen Einzug hielten, haben sich um diese digitalen Urgesteine in vielen Schichten Computer, Anwendungen, Storagesysteme gruppiert, die seit Jahrzehnten klaglos arbeiten. 

Sie sammeln Daten, verarbeiten sie, organisieren etwas, von dem nur noch wenige Eingeweihte wissen, was es ist und wieso es nötig scheint. Jede Zeit hatte ihre eigenen Hightech-Systeme, ihre eigenen geschäftskritischen Anwendungen und die damit verbundenen Prozesse und Regeln, Gesetze und Regularien. Aber unsere Zeit und die heutige Kultur erfordern eine Lösung für das Aufräumen und Entrümpeln. Und die DSGVO ist hierfür ein guter Auslöser.

Wussten Sie schon, dass …

Unternehmen laut Datenschutz-Grundverordnung – kurz DSGVO –  dazu aufgefordert sind, jederzeit nachprüfen zu können, welche Daten einer Person in welchen Systemen auf Basis welcher rechtlichen Grundlagen für welche Verwendungszwecke gespeichert sind und verarbeitet werden? Dies gilt natürlich nicht nur für die neu aufgebauten Datenbanken, die Adressen und Informationen aus Social-Media-Anwendungen oder Marketing-Programmen speichern. Versicherungen, Banken, Telefonanbieter, Krankenkassen haben Daten ihrer Kunden gespeichert, seit der erste Computer in das Unternehmen gestellt wurde. Auch die auf uralten und kaum mehr genutzten Systemen gesammelten Informationen müssen innerhalb der gesetzlichen Fristen an die Einsender einer Anfrage geliefert werden. Mit einer IT-Lösung für dieses Gesetz schaffen sich die Unternehmen nicht nur eine rechtliche Grundlage für die kommende Industrieära. Sie können auch ihre Unternehmenskultur und das Prinzip des Datensammelns hinterfragen und an den neuen Anforderungen ausrichten.

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