Fachkräfte 4.0

Ohne Fachkräfte keine Industrie 4.0

Von Andreas Lauk · 2018

Ein Mitarbeiter bedient ein iPad. Thema Fachkräfte in der Industrie 4.0

Der Fachkräftemangel droht in Deutschland zu einem gravierenden Engpass bei der Umsetzung von Industrie-4.0-Strategien zu werden. Experten raten neben der Rekrutierung von Talenten vor allem auf die Qualifizierung der eigenen Mitarbeiter zu setzen.

Die selbstorganisierende Produktion besitzt das Potenzial, die größte Volkswirtschaft Europas tiefgreifend zu verändern. Das gelingt aber nur, wenn die Unternehmen auch über genügend Fachkräfte verfügen. Doch genau da liegt die Crux: Im Zuge der Digitalisierung der Arbeitswelt wird ein neuer Mitarbeitertyp gesucht, der am Arbeitsmarkt schwer zu finden ist. Unternehmen suchen daher händeringend nach der „Fachkraft 4.0“, die über eine interdisziplinäre Ausrichtung verfügt, durch fundiertes Wissen über IT-Systeme und Netzwerke besticht und obendrein mit einer hohen sozialen Kompetenz aufwarten kann.

„Derartige Fachkräfte 4.0 sind allerdings rar, und es spricht derzeit wenig dafür, dass sich dies in naher Zukunft ändert“, schreibt Peter Körner vom IT-Beratungsunternehmen Computer Sciences Corporation (CSC) in einem Essay. Ohne die entsprechenden Fachkräfte werde es aber auch kein Industrie 4.0 geben, folgert der Experte. CSC hat das Problem im Rahmen der Studie „Industrie 4.0 im Ländervergleich“ näher untersucht. Dafür wurden 900 Manager aus Deutschland, Österreich und der Schweiz befragt, davon 500 aus der Bundesrepublik. 46 Prozent der befragten deutschen Manager meinen, es gebe nicht genug Fachkräfte für die Industrie 4.0. In Österreich und der Schweiz liegen die Zahlen ähnlich. 

Qualifizierung statt Rekrutierung

Die Experten haben auch ein Lösungsvorschlag und der lautet: Qualifizierung statt Rekrutierung. In der Weiterbildung liegt demzufolge eine der großen Herausforderung für Unternehmen, die Industrie-4.0-Strategien umsetzen wollen. Doch die Anbieter von Weiterbildungsprogrammen können bislang noch kein großes Engagement auf Seite der Unternehmen erkennen. Meist sind es die Arbeitnehmer, die sich auf Eigeninitiative Know-how aneignen wollen. 

Das Problem besteht indes nicht nur im bekannten Mangel an Ingenieuren und Informatikern. Im Zuge von Industrie 4.0 braucht auch der einfache Fabrikarbeiter eine Weiterbildung, weil sein Arbeitsplatz stetig aufgewertet wird. Unternehmen klagen auch darüber, dass Experten für Datenmanagement und -sicherheit, Softwareentwickler und Programmierer und auch Spezialisten für Datenauswertung und Analytik fehlen. Wer über solche Qualifizierungen verfügt, hat keine Probleme einen Job zu finden, weiß Bitkom-Präsidiumsmitglied Frank Riemensperger: „IT-Spezialisten für Industrie 4.0 haben beste Chancen am Arbeitsmarkt. Software-Entwickler im Bereich Machine-to-Machine, Data Scientists, IT-Sicherheitsexperten, Interaction Designer im Bereich Human-machine oder Plattform- und Ökosystem-Experten werden künftig in jeder Fabrik gefragt sein“. 

Chancen für Gering-Qualifizierte

Eine heiß diskutierte Frage ist, welche Chancen geringer qualifizierte Mitarbeiter in der Fabrik der Zukunft haben werden. Knapp jedes zweite Unternehmen (47 Prozent) geht davon aus, dass in diesem Personalbereich Arbeitsplätze wegfallen. Allerdings glauben fast genauso viele (42 Prozent), dass dank Industrie 4.0 auch geringer qualifiziertes Personal komplexe Aufgaben bewältigen kann. „IT-basierte Assistenzsysteme wie Datenbrillen können schrittweise durch die Reparatur oder Wartung einer Anlage führen. So können auch weniger erfahrene Mitarbeiter sehr anspruchsvolle Tätigkeiten übernehmen“, erklärt
Riemensperger.

Wussten Sie schon, dass …

die Industrie 4.0 kein Konzept ist, das ausnahmslos die Automatisierung zum Ziel hat und den Menschen aus den Werken verdrängt? Vielmehr geht es darum, den Menschen als integralen Bestandteil der intelligenten Fabrik und der vernetzten Arbeitswelt zu begreifen. In dieser Rolle bekommt es der moderne Arbeiter mit neuen Mensch-Maschine-Schnittstellen, wie zum Beispiel Augmented-Reality-Technologien zu tun. Es entstehen hybride Arbeitsplätze, an denen Menschen und Maschinen kooperieren. Die Arbeiter auf dem Shopfloor programmieren die Produktionssysteme, überwachen die anfallenden Daten und passen die Systeme an. Ausgerüstet sind sie dafür mit mobilen Devices wie Smartphones, Tablets und AR-Brillen, die über passende Anwendungen mit den Produktionsanlagen interagieren. Die Anforderungen, die im Rahmen dieser Entwicklung an Fachkräfte gestellt werden, sind immens. Unternehmen müssen daher interne Weiterbildungsmöglichkeiten entwickeln ebenso wie externe Qualifizierungen – beispielsweise an Hochschulen – nutzen. Für Forschungs- und Entwicklungsprojekte kann auch über den Einsatz von Postdoktoranden nachgedacht werden. 

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