Harte Zeiten

Lösungen gesucht

Von Jens Bartels und Michael Gneuss · 2023

Aktuell kämpft die deutsche Industrie mit Gegenwind. Herausforderungen wie der Fachkräftemangel, die hohen Energiepreise oder die Probleme in der Lieferkette führen in vielen Unternehmen zu einem starken Kostenanstieg. Um in diesen Zeiten zu bestehen, sind mehr denn je effizienzsteigernde Ideen gefragt. Große Hilfe bietet hierbei der konsequente Einsatz innovativer Technologien.

Vor einem Horizont mit Windrädern befindet sich eine grüne Wiese mit großen Solarplatten.
Mit Solarpanel und Windrad hohe Energiekosten umgehen. Foto: iStock / Petmal

Die Industrie muss sich vielen Aufgaben stellen: Angefangen beim Klimawandel und der Energieknappheit bis hin zu instabilen Lieferketten und dem Fachkräftemangel machen derzeit ganz unterschiedliche Probleme den Unternehmen zu schaffen. So rechnet etwa der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) für dieses Jahr nur mit einem geringen Wachstum der Exporte und der Produktion des verarbeitenden Gewerbes. Zu den größten Sorgenkindern mit Blick auf die globale Wettbewerbsfähigkeit der Firmen gehören laut dem BDI die aktuellen Preise für Strom und Energie. Dabei schwächt der Kostenfaktor Energie längst nicht nur energieintensive Unternehmen, sondern hat spürbare Auswirkungen auf die gesamten Wertschöpfungsketten der Industrie. 

Digitalisierung vorantreiben

Die Unternehmen der Branche müssen also gegensteuern. Es geht mehr denn je darum, Kostensenkungen zu realisieren und gleichzeitig nach möglichen Effizienzverbesserungen zu suchen, ohne den strategischen Kompass zu verlieren. Viele Betriebe nutzen beispielsweise trotz der Krisenhektik ganz bewusst die Chance zur Transformation und treiben ihre Digitalisierung voran. Studien zufolge setzen deutlich mehr als die Hälfte der industriellen Betriebe ihre Digitalisierungsprojekte unverändert fort, fast jedes zweite Unternehmen hat sogar neue Projekte angestoßen. Mithilfe dieser Digitalisierungsprojekte möchten die Unternehmen vor allem die Effizienz steigern, mehr Transparenz in die Abläufe bringen und die Kosten senken.

Harte Zeiten: Innovative Technologien nutzen

Auch in den mit der digitalen Transformation verzahnten Bereichen Automatisierung und Industrie 4.0 geht es für Unternehmen aus dem verarbeitenden Gewerbe grundsätzlich darum, durch den konsequenten Einsatz von Technologien innovative Lösungen für mehr Effizienz zu finden. Allerdings setzt sich mehr als die Hälfte der Betriebe aktuell noch nicht mit den Möglichkeiten von Industrie 4.0 auseinander oder sieht sie momentan auch nicht als zielführend an. Laut einer Umfrage der Ludwig-Maximilian-Universität (LMU) München ist für zwei Drittel der befragten Unternehmen die Unsicherheit beim Return on Investment (ROI) das ausschlaggebende Argument für ein mangelndes Engagement bei der Digitalisierung und Automatisierung. Sie geben der Wirtschaftlichkeit den Vorrang vor Qualitäts-, Flexibilitäts- und Effizienzsteigerungen. Durch diesen Fokus auf Wirtschaftlichkeit werden die Unternehmen gelähmt. Unter dem Strich sind daher zurzeit noch zu wenig Unternehmen bereit, die notwendigen Ressourcen aufzubringen, um langfristig und zukunftsorientiert zu investieren. Dadurch werden Investitionen in ganzheitliche Automatisierungslösungen vernachlässigt und Wettbewerbsvorteile verspielt.

Datenpotenziale ausschöpfen

Mehr Effizienz und Vorteile im Wettbewerb verspricht im Rahmen von Industrie 4.0 auch die Nutzung datenbasierter Lösungen. Klar muss in diesem Zusammenhang sein: Grundsätzlich benötigen alle am Wertschöpfungsprozess beteiligten Unternehmen eine einfach verfügbare und durchgängige Datenvernetzung und die Bereitschaft zum multilateralen Teilen von Daten, um das volle Potenzial von Industrie 4.0 zu erschließen. Die Voraussetzung dafür ist die gemeinsame Festlegung von verbindlichen Standards für Datenmodelle und Plattformen. Sie bilden die Grundlage für eine industrielle Datenökonomie. Die in der Digitalstrategie der Bundesregierung aufgeführte branchenübergreifende Initiative Manufacturing-X will genau diese Standards festlegen. Indem standardisierte gemeinsame Zugänge zu Daten geschaffen werden, sollen auch der Mittelstand und Start-ups ihre Digitalisierung schneller und effizienter vorantreiben können. Denn die Verfügbarkeit von Echtzeit- und Metadaten wird neue Geschäftsmodelle erst ermöglichen. Zugleich werden mit Manufacturing-X die Ressourcen- und Energieeffizienz gesteigert, mehr Transparenz in den Kundenbeziehungen erzielt und die Lieferketten resilienter gestaltet. Neue Chancen für Unternehmen entstehen zugleich durch den vermehrten Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI). Dadurch lassen sich immer häufiger material- und energiesparende Fertigungsprozesse gestalten und somit gleichzeitig CO2 einsparen. Darüber hinaus setzt die produzierende Industrie zunehmend auf KI in der Simulation und in der Produktentwicklung. Auch die sogenannte generative KI wird den Weg in die Industrie finden: Systeme wie ChatGPT oder DALL•E können heute schon beim Texten, Programmieren und Designen unterstützen. In Zukunft ist durchaus denkbar, dass eine KI eine Maschine entwirft und der Mensch dann lediglich überprüft, welche Anpassungen für einen Realbetrieb notwendig sind.

Nachhaltig produzieren

Insgesamt wird es also immer wichtiger, durch das Zusammenspiel verschiedener innovativer Technologien die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie nachhaltig zu sichern und gleichzeitig den Klimaschutz voranzutreiben. Dabei wird sich die Bewertung der Leistungsfähigkeit von Unternehmen in den kommenden Jahren in allen produzierenden Branchen stark verschieben. Antworten auf Fragen nach der ökologischen Verträglichkeit und der Corporate Social Responsibility rücken in den Fokus. Dies bedeutet, dass Daten über die Entwicklung, Produktion und Nutzung von Gütern bereits in die Produktgestaltung und Produktionsplanung einfließen müssen. Führende Unternehmen reagieren schon auf die neuen Anforderungen. So gehen einige dazu über, anhand aussagekräftiger Kennzahlen die Leistungsfähigkeit von Fertigungsprozessen und Prozessketten neu zu bewerten und dabei auch Nachhaltigkeitskriterien ein deutlich höheres Gewicht zu geben. Dies ist ein guter Start in die Zukunft.

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