Automatisierung in der Logistik

Digitale Whitespots finden und automatisieren

Von Christin Hohmeier · 2019

Unternehmen und Zulieferer betreiben ein Netzwerk aus Produktionsanlagen und Lagerhäusern, das sich häufig rund um den Globus spannt. Mit Intralogistik-Systemen ordern und sortieren sie die Komponenten und Teile, die in den Lagern nahe der Produktion auf ihren Abruf warten.

Zwei Lagermitarbeiter schauen auf ein Tablet; Thema: Automatisierung in der Logistik
Papierprozesse sind meist so tief verankert, dass sie nicht in Frage gestellt werden. Foto: iStock/gorodenkoff

Auf Bildschirmen, die über eine ganze Wand reichen, verfolgen die Produktionsverantwortlichen den Transport der Komponenten per LKW, Flugzeug oder Schiff in Richtung der Montagebänder. In großen Fahrzeugfertigungen erreichen täglich zehntausende Teile von allen Kontinenten die Lager rund um die Produktionshallen und warten dort auf ihren Abruf. In den Produktionshallen halten die Unternehmen ihre Bestände möglichst gering, deshalb fordern sie von ihren Partnern extrem schnelle Lieferungen an das Band. Diese rufen sie wiederum sehr kurzfristig ab.

Das entscheidende Geschäftsziel aller Beteiligten ist es, dass alle Teile pünktlich und Just-in-Sequenz in der Endmontage eintreffen. Nach Meinung vieler Experten wird dies in den kommenden Jahren nur noch mit der durchgängigen Automatisierung der Lagerlogistik gelingen. 

Für mehr Automatisierung analoge Systeme in Frage stellen

Auf dem Weg zu diesem Ziel werden viele Diskussionen in den Managementetagen die alten Supply-Chain-Systeme in Frage stellen. Diese sind in vielen Jahrzehnten gewachsen: Die IT-Abteilung und Logistiker haben immer wieder neue Prozesse hinzugefügt. Häufig war es nötig, regulatorische oder gesetzliche Vorgaben umzusetzen. Für verloren gegangene, beschädigte oder gestohlene Lieferungen wurden Prozesse zu Versicherungen und Anwälten eingerichtet. Externe Mitarbeiter und Dienstleister wurden angebunden – hier erfolgt die Abrechnung über Papierformulare und Computerlisten, Aufträge werden über Fax geschickt und bestätigt. Die Folge ist, dass Logistiksysteme im Zeitalter der Digitalisierung unübersichtlich und häufig auch weniger digital sind als jemals zuvor. 

An vielen Stellen gibt es Medienbrüche, die dem eigentlichen Geschäftszweck – schnell und pünktlich liefern – entgegenstehen. Diese sogenannten „digitalen Whitespots“ sind so tief in den Systemen verankert und so selbstverständlich, dass sie den Verantwortlichen kaum mehr auffallen. Um dies zu ändern, hat das Management in den Logistikabteilungen Digitalisierungsverantwortliche bestimmt, die gemeinsam mit der IT-Abteilung die Effizienz der Prozesse steigern sollen. 

Im Klartext heißt dies, die Mitarbeiter machen sich auf die Suche nach Papierformularen und Lieferzetteln; sie hinterfragen den Einsatz von Listen- und Schreibprogrammen. Und sie schreiben Konzepte für integrierte Systeme, die mit den Produktionssystemen der Kunden die Abfragen für die Lieferung an die Montagebänder elektronisch austauschen und damit die Lieferung auf den Punkt sicherstellen. 

Digitale Kommunikation mit selbstfahrenden Staplern

In der Kommunikation mit externen Dienstleistern werden im Lager Faxgeräte, Drucker und Scanner überflüssig. Und die Teams diskutieren, wie sie die fünf Sinne der Mitarbeiter – sehen, fühlen, schmecken, riechen, hören – mit Unterstützung von Sensorik und künstlicher Intelligenz innerhalb eines IoT-Netzwerkes abbilden können. Auf dieser Grundlage wäre die Automatisierung des gesamte Lagers und die Beschleunigung der Intralogistik möglich. Etwa wenn beschädigte, verdorbene oder zerbrochene Lieferungen am Lagereingang sofort erkannt und aussortiert werden. Das IT-System wird die Ware automatisch reklamieren und von selbstfahrenden Staplern in einen Lagerbereich transportieren lassen, in dem die Retouren dann auf den Rückversand warten.

Quellen:
Oliver Wyman-Analyse zu Logistik-Start-ups und globalen Risikokapital-Investitionen
Fraunhofer IPA, Produktions- und Logistikmanagement
BVL: Der Deutsche Logistik-Preis 2019 geht an die BMW Group

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